Ehemalige Synagoge St. Pölten

Alt trifft Neu im Kulturzentrum der besonderen Art

 

Im Jahr 1913 entstand an der Dr. Karl Renner-Promenade in St. Pölten die neue Synagoge als spirituelles und soziales Zentrum der örtlichen Kultusgemeinde. Das im Jugendstil gehaltene Gebäude nach Plänen der Architekten Theodor Schreier und Viktor Postelberg bezeugte den hohen Stellenwert der Israelitischen Kultusgemeinde in der heutigen niederösterreichischen Landeshauptstadt.

Die Synagoge erlitt im Zuge der Novemberpogrome 1938 schwere Schäden, wurde danach „arisiert“ und erst 1954 seitens der Stadtgemeinde restituiert. Es dauerte dann weitere drei Jahrzehnte bis es zur Restaurierung (noch) bestehender Bauteile, wie beispielsweise Kuppel, Frauenempore, Toraschrein und farbenprächtige Wandornamente, kam. Etliches, unter anderem rituelle Gebäudeelemente und die bunten Fenster, wurden unwiederbringlich zerstört.

 

Die aktuelle Sanierung

 

Die aktuelle Sanierung der ehemaligen St. Pöltener Synagoge – ehemalig deshalb, da eine Wiederbelebung als Sakralraum aufgrund der Gewaltgeschichte des Gebäudes nicht mehr möglich ist – erfolgte im Rahmen der Initiative Kultur St. Pölten 2024. An den Kosten in Höhe von rund 4,6 Millionen Euro beteiligten sich der Nationalfonds der Republik Österreich, des Bundesdenkmalamt (BDA), das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten.

Nach gründlichen wissenschaftlichen Vorerhebungen und Erstellung eines entsprechenden Nutzungskonzepts ging man an die Umsetzung der Sanierungs- und Zubaumaßnahmen. Vor allem die Neubauteile – Lift, Gangverbindung im Bereich des Obergeschoßes, Entrée etc. – wurden unter weitestgehender Schonung des Bestands in das Ganze implementiert.

Besonders erwähnenswert ist eine beeindruckende Lichtskulptur. Sie durchquert, als räumliche Intervention alle architektonischen Hauptlinien ignorierend, den Innenraum des Gebäudes und setzt sich durch die Frontfassade im oberen Kuppelbau nach außen fort. BWM Designers & Architects zeichnen dafür und auch für die Dauerpräsentation auf der Frauenempore, die in Form eines farblich (blau) hervortretenden Vitrinenbands gehalten ist, verantwortlich. Die Ausstellung widmet sich vor allem den Leerstellen in der Historie der ehemaligen Synagoge, der Geschichte der Kultusgemeinde und dem Gedenken an ihre Mitglieder. Auch für kleinere Wechselausstellungen bietet die durch den neuen Lift barrierefrei erreichbare obere Frauenempore genügend Raum.  

Auch für die Ausführung der Baumeisterarbeiten fand sich mit der Fa. Wohlmeyer Bau aus St. Pölten ein Auftragnehmer aus der Region. Geschäftsführer Ing. Ewald Breitenecker betont: „Begonnen haben wir mit umfassenden Bautenschutzmaßnahmen. Vor allem der Schutz des vorhandenen Terrazzobodens und der historischen Schablonenmalerei genoss hohe Priorität. Anschließend führten wir weitreichende Abbrucharbeiten durch, wie z. B. das Abschlagen von Putzen, umfangreiche Stemmarbeiten, etwa bei Wanddurchbrüchen, beim Aushub der Liftgrube oder vielerorts beim Entfernen des Fußbodenaufbaus. Danach nahmen wir verschiedenste Sanierungsarbeiten vor: Ein Highlight war beispielsweise die aufwendige Herstellung der Holz-Beton-Verbunddecke im Gebäudeinneren oder die Errichtung der ockerfarbenen und sandgestrahlten Betonrampe. An vielen anderen Stellen schalten und betonierten wir dazu oder stellten neue Baukörper her, wie diverse Estriche, den Boden der Liftgrube oder auch im Außenbereich, wo wir Fertigteile versetzten und Sonderbauteile betonierten. Außerdem mauerten wir Öffnungen zu, verputzten Schlitze, setzten innen und außen Abdichtungsmaßnahmen und verlegten zudem auch eine Dachboden-
dämmung. Innen und außen stellten wir viele fertige Oberflächen her. So wurde die komplette Fassade saniert sowie die Einfriedungsmauer instandgesetzt. Zu guter Letzt durften wir noch an den Außenanlagen mitwirken, wo wir zuvor die Kanalleitungen verlegten und für den Einbau eines wasserdurchlässigen Belags wesentliche Vorarbeiten leisteten.“

Weithin sichtbar ist die imposante Kuppel der ehemaligen Synagoge. So wie alle anderen Dachteile wurde auch sie von der Heidecker GmbH aus Tulln mit vorbewittertem, blaugrauem Zinkblech rundum eingedeckt.                                 

 

Fotos: AHP GmbH / Markus Marouschek; BWM Designers & Architects; NÖ Museum Betriebs GmbH 

Projektpartner ehemalige Synagoge St. Pölten

 

Bauherr: NÖ Museum Betriebsgesellschaft m.b.H.

Projektsteuerung: AHP GmbH

 

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