Heidi Horten Collection
1010 Wien

 

Das Bestandsgebäude

 

 

1914 ging man im Herzen Wiens daran, am Ort der ehemaligen Erzherzog Albrecht‘schen Reitschule, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bereich der Bebauungen an der massiven Augustinerbastei entstand, im Auftrag von Erzherzog Friedrich ein Kanzleigebäude („Bureauhaus“) zu errichten. Im von der Heidi Horten Collection herausgegebenen Druckwerk „HHC_Das Haus und seine Geschichte“ ist dazu festgehalten: „Mit der Planung beauftragte Erzherzog Friedrich keinen Architekten, sondern den Stadtbaumeister Hugo Schuster, der einen ersten, sehr nüchtern gehaltenen Entwurf mit Walmdach, einfachen Nutungen und Sockelgesims vorlegte. Der Plan wurde rasch mittels vier Mansardenfenstern und Hervorhebung der jeweils beiden ersten Achsen an den Ecken durch plastisch betonte Rustika-Pilaster in Richtung des für das Erzhaus typischen neobarocken Geschmacks gebracht ...“.  

Etwas mehr als 100 Jahre später erwarb die leidenschaftliche Kunstsammlerin Heidi Goëss Horten († 12. Juni 2022) das Kanzleigebäude unweit von Staatsoper und Albertina. Der Vorstellung von Heidi Goëss-Horten entsprechend, den Charakter des Kanzleigebäudes als kleines Wohnpalais in einer geschützten Innenhofsituation zu erhalten, gleichzeitig aber das Haus mit State-of-the-art-Museumsfunktionen und ungewöhnlichen Raumsituationen auszustatten, entstanden anspruchsvolle Entwürfe dreier geladener Architekturbüros.

 

Stimulierender Kontrast

 

Mit den Planungsarbeiten für Sanierung und Umbau wurden the next ENTERprise Architects Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs und Ernst. J. Fuchs beauftragt. Sie legten einen innovativen Museumsentwurf vor, über den Heidi Goëss Horten meinte: „Es war mir wichtig, eine gelungene Kombination aus Historischem und Modernem verwirklichen zu können, dass also mein persönlicher Geschmack und meine Vorlieben durch die Gestaltung des Museums zum Ausdruck kommen. Letztlich hat mich der Entwurf von the next ENTERprise Architects überzeugt, weil sie es geschafft haben, den ursprünglichen, historischen Charakter des ehemaligen Kanzleigebäudes Erzherzog Friedrichs nach außen hin respektvoll zu erhalten und gleichzeitig den Innenraum großzügig und modern auszubauen, mit versetzten Ausstellungsebenen und freischwebenden Treppen, die selbst Skulpturen sein könnten. Der offene Charakter des Erdgeschoßbereichs, der zum Verweilen und Kontemplieren im Skulpturengarten vor dem Haus einlädt, ist ein weiteres Highlight des Entwurfs, der mich überzeugt hat ...“.

 

Wesentliche Interventionen

 

Drei Interventionen trugen wesentlich dazu bei, aus dem einstigen Kanzleigebäude ein modernes Kunstmuseum entstehen zu lassen. Die Architekten selbst können am besten erklären, welche Überlegungen ihrem Entwurf zugrunde liegen: „Die erste Intervention befasst sich mit dem Verweben des Grundstücks. Gebäude und Umraum verlängern sich wechselseitig im Körper des anderen. Ein räumlicher Dialog mit der Hofsituation sollte die Aufenthaltsqualität des Hanuschhofes stärken. Die kleine Grünfläche im Hof wurde angehoben, mit Bäumen bepflanzt und als Skulpturengarten inszeniert. Das Gebäude selbst erhielt einen Fassadenbewuchs mit wildem Wein und Glyzinien, was den Charakter eines charmanten, altehrwürdigen Stöcklgebäudes stärkt. Der Skulpturengarten wird durch eine umlaufende Sitzbank eingefasst und lädt mit einer großzügigen Geste zum Verweilen unter Bäumen ein. Begrünte Terrassenflächen im zweiten und dritten Obergeschoß setzen diesen Gedanken fort und erweitern zusätzlich die Museumsräume in den Außenraum mit räumlichem Bezug zu den Nachbargebäuden.

Intervention 2 beschäftigt sich mit dem entgrenzten Raum. Um trotz enger räumlicher Verhältnisse einen großzügigen und gut sichtbaren Eingang zu schaffen, entstand die Idee, aus dem nördlichen Seitenflügel ein raumhohes Eckstück in den Maßen des darüber befindlichen Kabinetts herauszuschneiden. Der so geöffnete, überdachte Eingangsbereich mit dem Foyer vermittelt unaufgeregt zwischen Hof und Museum, gewährt erste Einblicke hinter die historische Fassade und erweckt den Wunsch, das Innere des Gebäudes zu entdecken.

Intervention 3 schließlich ist dem Raum im Leerraum gewidmet.  Während die beiden Seitentrakte mit den Treppenhäusern und den infrastrukturellen Einrichtungen in ihrer prinzipiellen Anordnung und Funktion erhalten bleiben, wurde der mehrgeschoßige Mitteltrakt entkernt. In das freigespielte Volumen, ein Großraum von rund
3.600 m3, werden zwei zueinander leicht verschwenkte, schwebende Ausstellungsplateaus von jeweils ca. 240 m2 eingefügt. Sie sind über zwei skulptural ausgebildete Freitreppen miteinander verbunden. So entsteht eine Raum-Architektur, die die Kommunikation fördert, Assoziationen weckt und zum Entdecken animiert 

Die über drei Geschoße freigelegte historische Fassade wird innen großflächig mit Textil bespannt. Im Bereich der Fensteröffnungen dringt das Tageslicht gedämpft in den Raumkörper hinein, sodass sie als historische Elemente erkennbar bleiben ...“.  

 

Fassadensanierung

 

Bei der Sanierung der Fassade setzte der Generalunternehmer, die Leyrer + Graf Baugesellschaft m.b.H., auf bewährte Produkte von Baumit (SumpfKalk, Sanova MonoTrass, NHL-Pre, -Manu, -Fine etc.).                          

Fotos: Heidi Horten Collection / Lukas Schaller / Ouriel Morgensztern / Stefan Oláh; Rupert Steiner; Baumit; Leyrer + Graf 

Projektpartner Heidi Horten Collection, 1010 Wien

 

Bauherr: Palais Goëss Horten GmbH

Baustoffe: baumit.at

DIE SCHREIBMEISTER OG • A-2491 Neufeld an der Leitha • Lisztgasse 2                  www.altbauneu.at


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